17. Februar 2021

Das neue Gebäude fördert ein neues Miteinander

Tafil Pufja ist seit April 2020 Geschäftsführer der Stadtwerke Meerbusch Willich. Mit der Planung und dem Bau des neuen Firmensitzes liegt ein zentrales Projekt gleich am Beginn seiner Tätigkeit. Wie das Gebäude dazu beiträgt, dass der kommunale Energie­versorger fit wird für die Zukunft, das erläutert der 43-Jährige im Gespräch.

Herr Pufja, was antworten Sie einem Kunden, der Sie fragt, warum es überhaupt not­wendig ist, neu zu bauen?

Tafil Pufja: Das alte Verwaltungsgebäude hat eine Fläche von rund 1.400 Quadratmetern mit vielen eher kleinen Büros und nur sehr wenigen Räumen für Besprechungen oder für Teamarbeit. Weil wir aber Kolleginnen und Kollegen von drei weiteren Standorten mit denjenigen aus der Verwaltung zusammenlegen und auf eine neue Art des Arbeitens um­stellen wollen, brauchen wir mehr Fläche. Das derzeitige Gebäude zu erweitern, ist jedoch baurechtlich nicht möglich.

Neue Art des Arbeitens – was konkret meinen Sie damit?

Im neuen Gebäude wird die Bürofläche komplett anders gestaltet sein: offene Arbeits­bereiche, Projekt- und Workshop-Räume, Treffpunkte für den Austausch. Alles ist so gestaltet, dass es viel stärker zum Gespräch und zum Miteinander einlädt. Wir werden keine Einzelbüros mehr haben – das gilt auch für unsere Führungskräfte und für mich.

Und wenn jemand ein Gespräch unter vier Augen mit Ihnen möchte?

Der Neubau bietet zahlreiche Räume, in die jeder sich zurückziehen kann, wenn er ein vertrauliches Gespräch führen oder in Ruhe telefonieren möchte. Gleichzeitig laden die Raumstrukturen zum kollaborativen Arbeiten ein. Das Gebäude ist also sehr flexibel. Wir werden aber nicht nur eine komplett andere Arbeitsumgebung haben, sondern auch Prozesse, Strukturen und Führung verändern. Im Grunde genommen spiegelt sich in dem Gebäude, dass wir uns auf allen Ebenen öffnen, dass wir transparenter und flexibler werden.

Das hört sich nach umfassender Transformation an …

Ja, genau das ist es. Wir sehen große Chancen in der Veränderung der Arbeitswelt, daher treiben wir diese auch bei uns voran. Unser Unternehmen ist mittendrin in einem Prozess der Umgestaltung, die wir dringend brauchen, wenn wir im Wettbewerb der Energie­versorger langfristig bestehen wollen. Auch als Arbeitgeber müssen wir uns neu aufstellen und attraktiver werden. Allein in den kommenden fünf Jahren geht rund ein Viertel der Belegschaft in den Ruhestand.

Sind solche neuen Arbeitswelten, wie Sie sie beschreiben, für den Nachwuchs wichtig?

Ich denke ja. Für junge Menschen ist ein Job dann interessant, wenn sie ihn aktiv mit­gestalten können und er auf die Balance von Leben und Arbeiten einzahlt. Das bedeutet beispielsweise, dass es selbstverständlich ist, flexibel und mobil zu arbeiten. Es bedeutet durchgehend digitale Prozesse und größere Spielräume für Selbstführung und Selbst­organisation. Ein neues Gebäude macht zwar noch keine neue Kultur des Miteinanders – aber es befördert sie.

Zurück zum Kunden, der Sie fragt, was er – oder sie – von der Umgestaltung hat?

Die wichtigste aller Fragen! Denn natürlich ist das alles kein Selbstzweck, sondern wir tun es, weil sich die Lebenswelten und damit die Ansprüche unserer Kunden verändert haben. Sie fragen zunehmend komplexe Lösungen nach. Etwa die energieeffiziente Versorgung des Mehrfamilien- oder Einfamilienhauses, das über Solarpaneele eigenen Strom produ­ziert, den Strom in einer Batterie speichert und zu einem späteren Zeitpunkt verbraucht. Oder Gewerbekunden, die in effiziente Wärmeerzeugung inves­tieren oder den Fuhrpark elektrifizieren und die passende Ladeinfra­struktur benötigen. Das heißt für uns, dass wir zu demjenigen werden, der alle Energiethemen für den Kunden bündelt, das Know-how dazu liefert und bei der Umset­zung zur Seite steht. Die Energiewelt mit den Augen unserer Kunden sehen und die best­möglichen Lösungen anbieten: Das ist unser Anspruch.

Welche Rolle spielt da der Neubau?

Hier können wir die nachhaltigen Lösungen und Produkte selber ausprobieren und sie unseren Kunden direkt vor Ort vorstellen. So ist es viel leichter zu verstehen, wie etwas funk­tioniert. Die Kunden können nachfragen, ihre Erfahrungen schildern, uns Feedback geben. Wir können sie aktiver einbeziehen, wenn wir neue Produkte entwickeln. Der Neu­bau wird also zu einem offenen Lern- und Anschauungsort, wo jedermann und jedefrau zukunftsweisende Energie-Infrastruktur live erleben kann.

Zum Beispiel?

Hochwertige Wärme- und Kälterückgewinnung, Photovoltaik, intelligente Gebäude­steuerung, E-Mobilität und intelligente Ladeinfrastruktur, um die wichtigsten zu nennen. Bei der Innenausstattung wollen wir auf Nachhaltigkeit und Kreislaufwirtschaft setzen. So schauen wir uns momentan Versionen von schallgeschützten Telefonkabinen aus Holz an, die mit natürlichen Materialien gedämmt sind und deren Sitzflächen mit recyceltem Jeansstoff bezogen sind. Wir möchten, soweit es geht, im Inneren einen „cradle to cradle“-Ansatz verfolgen, also uns an biologischen Kreisläufen orientieren, die keinen Abfall hin­terlassen.

Die Stadtwerke als Vorbild in punkto Nachhaltigkeit?

Unbedingt! Das verstehen wir als unsere Verantwortung für diese Gesellschaft und für diesen Planeten. Der Klimawandel ist real, und er fordert jedes Unternehmen. Deshalb muss jede einzelne Lösung, die wir als Energieversorger anbieten, so nachhaltig wie nur möglich sein. Und wir denken dabei über die einzelne Baumaßnahme hinaus. Wir wollen uns viel stärker als Partner für nachhaltige Quartiersplanung und -entwicklung positio­nieren. Das ist ein Trend, der in unserer Region in den kommenden Jahren an Fahrt gewinnen wird.

Welche Kosten kommen mit der Immobilie auf die Stadtwerke zu?
Die Baukosten liegen bei rund 8,5 Millionen Euro. Das ist eine stolze Summe. Die Finanzie­rungskosten sind durch das günstige Zinsniveau nicht höher als unsere Mietzah­lungen an den vier Standorten, die wir an der Gießerallee zusammenlegen. Und natürlich kostet der Neubau deutlich weniger an Unterhalt und Energiekosten.

Was sind die Vorteile dieses Standorts?

Er bietet uns ausreichend Fläche, wir sind sehr gut über die Autobahn angebunden und nicht weit von der Innenstadt Willichs entfernt. Viele unserer Gewerbekunden sind hier und im nahe liegenden Gewerbegebiet Münchheide ansässig. Wichtig ist natürlich auch das vorhandene Glasfasernetz mit ausreichender Bandbreite. So können wir die Digita­lisierung vorantreiben. Ich persönlich mag an diesem Areal die Mischung aus Baudenk­mälern und moderner Architektur.

Wie modern wird der neue Firmensitz sein?

Es ist definitiv kein Gebäude von der Stange. Als ich die Entwürfe das erste Mal gesehen habe, hat mich das Zusammenspiel von Glas und Keramik sehr angesprochen. Es wirkt alles offen, flexibel und einladend. Und genau das wollen wir: Die Bürgerinnen und Bürger zu uns einladen und uns noch viel mehr mit ihnen austauschen. Schließlich gehören wir als kommunaler Versorger den Bürgern.

Mehr zu neuen Arbeitswelten erfahren Sie auf www.newworkblog.de.

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