28. August 2024

Ein High-Tech-Maulwurf wühlt sich durchs Willicher Erdreich

  • Sämtliche Rohre für Strom und Gas werden zwischen Münchheide und Anrath bis März 2025 verlegt
  • Einsatz des horizontalen Spülbohrverfahrens – Umwelt und Infrastruktur deutlich geringer belastet

Eine weite Ackerfläche, zwischen Anrath und A 44. Mehrere große Kabeltrommeln liegen hier, ein Berg an Rohren, dahinter steht ein orangefarbenes Baufahrzeug. In der Kabine sitzt Kamil Lek und bewegt eine Art Steuerknüppel. Daraufhin beginnt ein Gestänge, sich schräg nach vorne und unten zu bewegen. Ein präzise rotierender Bohrer schiebt sich durch eine mit Wasser und Bohrflüssigkeit gefüllte Grube – direkt ab in die Erde.

Seit acht Monaten bedient Bohrgeräteführer Kamil Lek das 18 Tonnen schwere Gerät: den Spülbohrer, so der Fachjargon. Wer dem Gerät bei der Arbeit zuschaut, dem kommt der Vergleich mit einem Maulwurf in den Sinn – zugegeben einem lauten High-Tech-Maulwurf, der sich rund drei Meter unter der Oberfläche seinen Weg bahnt.

Dank des sogenannten horizontalen Spülbohrverfahrens werden im Laufe eines Jahres alle Rohre im Erdreich zwischen Münchheide und Anrath verlegt sein. Rohre, durch die dann Erdgas fließt und Stromkabel verlaufen und so das neue Gewerbegebiet Münchheide V ab Frühling 2025 sicher mit Energie versorgen.

Zwei Bohrungen, um Kampfmittel zu sondieren

„Es ist ein gutes Gefühl, hier rund 25 Kilometer an Rohren und Leitungen verlegt zu haben“, sagt Kamil Lek. Der 33-Jährige hat vor fünf Jahren eine spezielle Ausbildung gemacht, in der er gelernt hat, das Bohrgerät zu bedienen und die anspruchsvolle unterirdische Technik zu beherrschen. Seither setzt seine Firma ihn auf Baustellen bundesweit ein.

Die Baumaßnahme in Willich ist auch für den erfahrenen Kamil Lek eine Besonderheit. „Wir mussten hier auf der rund fünf Kilometer langen Trasse vier Bohrungen durchführen: zwei, bei denen wir Kampfmittel sondiert haben, und dann jeweils eine Bohrung für Strom und eine für Gas.“

Das bedeutet, dass Lek den Spülbohrer bis zum Ende der Baumaßnahme insgesamt mehr als 10 Kilometer durchs Willicher Erdreich manövriert haben wird. Ein kieshaltiges Erdreich, das die Zähne der Bohrer stark beansprucht. Kamil Lek: „Nach ungefähr jeder zehnten Bohrung muss ein neuer Bohrer her und die abgenutzten werden wieder aufgearbeitet.“

Stadtwerke investieren mehr als zehn Millionen Euro

Daniel Wolter ist Technischer Leiter bei den Stadtwerken Willich. Er begleitet die Entstehung des Gewerbegebiets Münchheide V von Beginn an. „Für uns als kommunales Unternehmen ist dieses Projekt mit einem Investitionsvolumen von mehr als zehn Millionen Euro sehr groß und sehr wichtig.“

Wolter war froh, dass bei den ersten beiden Bohrungen keine Kampfmittel gefunden worden sind. Gleichwohl musste er den ursprünglichen Zeitplan mehrfach anpassen: Starke Regengüsse legten die Baustelle immer mal wieder für einige Tage still; bei den Bohrungen stieß das Team mitten in der Trasse auf unbekannte Kabel; unerwartet wurde eine schon erteilte Genehmigung für die Unterquerung einer Bahntrasse entzogen. „Bei so großen Projekten gibt es immer Unbekannte, die Zeit kosten“, sagt Daniel Wolter. „Unterm Strich war es genau richtig, dass wir uns für das Spülbohrverfahren entschieden haben.“ Erstens war es finanziell die günstigere Variante; rund 20 Prozent kostet das Verfahren weniger als konventionelle Methoden. Zweitens sind die Rohre und Leitungen schneller verlegt, Umwelt und Infrastruktur sind deutlich geringer belastet. Denn es muss nur wenig an Erdboden aufgerissen werden; Baumbestand und Ackerfläche, Straßen und Radwege werden kaum beschädigt, der Verkehr nur minimal eingeschränkt.

Für den Technischen Leiter der Stadtwerke ist die neue Trasse nicht nur wichtig, weil sie die Energieleistung für Münchheide V sicherstellt. „Sie ermöglicht es uns auch, zuverlässig mehr erneuerbare Energie ins kommunale Netz aufzunehmen“, sagt Daniel Wolter. „Das ist ein wichtiger Schritt hin zu einer klimafreundlichen Energieversorgung in unserer Region.“

Horizontales Spülbohren: So funktioniert’s

  • Aus dem Kopf des Spülbohrers strömt unter hohem Druck eine Bohrsuspension. Sie besteht aus Wasser und Bentonit, einer Mischung aus Tonmineralien. Die Suspension lockert Boden und Steine. Der sogenannte Abraum wird abgesaugt und an die Oberfläche transportiert.
  • Nachdem ein kleinerer Bohrkopf (100 bis 120 Millimeter Durchmesser) den Tunnel gebohrt hat, folgt ein größerer Bohrkopf (450 bis 500 Millimeter); mit ihm wird direkt das Schutzrohr für Stromkabel oder Gasleitung eingezogen.
  • Auf der Willicher Baustelle werden immer 300 Meter am Stück gebohrt; in diesen Abständen befinden sich oberirdisch also jeweils sichtbare Baugruben von rund 25 Quadratmetern.
  • Das Bentonit wird beim Bohren herausgeschleudert und kann weiterverwendet werden, ebenso wie das gefilterte Wasser. Der Abraum kommt auf eine Deponie, wo mehrfach Proben untersucht werden. Ist er unbelastet, wird er beispielsweise für den Bau von Deichen genutzt.

Mehr zum Bauprojekt Münchheide V lesen Sie hier.

v.l. Bohrgeräteführer Kamil Lek und Projektleiter Bernd Jürgens von HBL Lorenz, mit Stadtwerke-Mitarbeiter Dirk Wilms (Quelle Stadtwerke Willich)
Vorn im Bild das Bohrloch, im Hintergrund der Spülbohrer
Vorn im Bild das Bohrloch, im Hintergrund der Spülbohrer
Ansicht des Spülbohrers nach Arbeitsende (Quelle: Stadtwerke Willich)
Ansicht der Baustelle von oben (Quelle: Stadtwerke Willich)
Ansicht der Baustelle von oben (Quelle: Stadtwerke Willich)

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